Tier-Tragödie in Vietnam: Vier Gallebären sterben kurz vor ihrer Rettung

VIER PFOTEN fordert Konsequenzen für Bärenfarmer

1.3.2019

Vietnam – Sie mussten jahrelang entsetzliche Qualen als Gallebären auf einer vietnamesischen Farm im Bezirk Xuan Loc (Provinz Dong Nai) erleiden, und ihre Rettung war so nah. Doch kurz bevor VIER PFOTEN die vier Bären in ihr Bärenschutzzentrum BÄRENWALD Ninh Binh bringen konnte, starben die Tiere auf bisher unerklärliche Weise. Der Halter der Bären hatte eingewilligt, die Tiere freiwillig an VIER PFOTEN abzugeben. Doch als VIER PFOTEN-Mitarbeiter vorletzte Woche seine Farm besuchten, um die Transportfähigkeit der Tiere in Anwesenheit der lokalen Behörden für die anstehende Rettung zu untersuchen, fanden sie eine Bärin tot vor. Ihre Gallenblase und ihre Leber waren ihr bereits entnommen worden. Diese bringen auf dem Schwarzmarkt horrende Summen ein. Auch die drei anderen Farmbären verstarben noch in derselben Woche. Ihre Rettung hätte in der übernächsten Woche erfolgen sollen.

Obwohl die vietnamesische Regierung wiederholt angekündigt hat, Gallebärenfarmen zu schliessen, leiden noch immer geschätzte 800 Tiere auf etwa 250 Bärenfarmen unter entsetzlichen Bedingungen: Sie sind unterernährt, dehydriert, verwahrlost und laufen Gefahr, von ihren Besitzern getötet zu werden. Denn der illegale Verkauf von Organen wie Gallenblase oder Leber bringt schnelles Geld. In der Studie «The challenges and conservation implications of bear bile farming in Vietnam» befragte die Organisation Free The Bears 66 Bärenfarmer. Die Hälfte von ihnen gab an, im Fall einer Schliessung der Farm nicht davor zurückzuschrecken, die Tiere zu töten.

Tiere sterben in Käfigen - trotz artgemässer Unterbringungsmöglichkeiten

Ioana Dungler, Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN, sagt dazu: «Trotz geltender Gesetze bleiben solche furchtbaren Vorfälle wie der im Bezirk Xuan Loc leider oftmals ohne Konsequenzen für die Farmer. Wir fordern die vietnamesische Regierung auf zu handeln und dem Bärensterben sofort ein Ende zu setzen. Es ist höchste Zeit! Die Bären sterben in ihren Käfigen, obwohl es artgerechte Unterbringungsmöglichkeiten für sie gäbe. Wir appellieren daher an die Regierung, die Schliessung von Bärenfarmen energisch voran zu treiben.»

Am kommenden Donnerstag wird VIER PFOTEN offiziell den BÄRENWALD Ninh Binh in Vietnam eröffnen. Das in der Provinz Ninh Binh gelegene neue Bärenschutzzentrum wird auf einer Fläche von 10 Hektar Land nach Abschluss aller Bauarbeiten insgesamt 100 misshandelten Gallebären ein artgemässes und friedliches Leben in naturnahen Gehegen ermöglichen. Zehn ehemalige Gallebären und zwei aus dem illegalen Wildtierhandel gerettete Bärenjungen leben bereits dort. Der nach modernsten Haltungsstandards erbaute BÄRENWALD mit eigener Tierklinik, zwei Bärenhäusern, einer Quarantänestation und vier Aussengehegen hätte derzeit 32 Plätze frei; bis Ende des Jahres könnten insgesamt über 70 Tiere dort ein schönes Zuhause bekommen.

Das Geschäft mit Bärengalle blüht trotz Alternativen 

Bärengalle gilt seit mehreren tausend Jahren als Heilmittel in der traditionellen chinesischen Medizin und wird zur Behandlung von Augenkrankheiten, Hämatomen, Verdauungsbeschwerden und anderen Beschwerden verwendet.  Obwohl ihre Wirkung selbst von renommierten Experten der Traditionellen Chinesischen Medizin angezweifelt wird und es wesentlich bessere pflanzliche und synthetische Alternativen gibt, ist sie bis heute ein begehrtes Produkt in vielen asiatischen Ländern. Zwar ist in Vietnam der Besitz, Verkauf und Konsum von Bärengalle seit 2005 verboten, doch die Haltung der Tiere ist nach wie vor erlaubt. Vielen Bären wird weiterhin illegal Galle abgezapft, und der illegale Handel mit Bärengalle auf Vietnams Strassen, in TCM-Shops, auf Gallebärenfarmen und im Internet blüht. 

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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

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